Gewährleistungsbürgschaft: Versicherung statt Bankbürgschaft

Die Gewährleistungsbürgschaft einer Versicherung verschafft Unternehmen einen entscheidenden Vorsprung vor der Konkurrenz: Komplett mängelfreie Produkte und Leistungen sind selbst bei sorgfältiger Arbeit und höchster Qualität schwer zu erreichen. Deshalb muss jedes Unternehmen immer mal wieder Gewährleistungsansprüchen seiner Kunden nachkommen. Bei hochpreisigen Produkten und Bauprojekten möchten sich die meisten Kunden vor dem Risiko schützen, dass ein Betrieb wegen Insolvenz nicht mehr in der Lage ist, vertragsgerecht nachzubessern. Dafür erwarten sie entsprechende Sicherheiten. Hier kommt die Bürgschaft ins Spiel. Welche Vorteile hat die Gewährleistungsbürgschaft einer Versicherung gegenüber der klassischen Bankbürgschaft? Was hat Ihr Unternehmen davon? Und wie funktioniert diese Bürgschaftsvariante überhaupt?  

Vorteile einer Gewährleistungsbürgschaft beim Versicherer:

  • Verschafft Sicherheit für Unternehmen und Kunden
  • Durch einen Bürgschaftsrahmen können Bürgschaften ohne hohen Aufwand ausgehändigt werden
  • Die Bürgschaftssumme wird nicht von der Kreditlinie abgezogen
  • Zeitlich flexibel einsetzbar

Was ist eine Gewährleistungsbürgschaft? 

Die Gewährleistung ist eine Pflicht, die sich sowohl aus einer Vertragsvereinbarung als auch aus dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) ergibt. Der Gesetzgeber legt fest, dass die vertraglich vereinbarte „Sache“ „frei von Sachmängeln“ sein muss (§ 434 BGB). Stellen sich im Verlauf von vier Jahren (bei Verträgen nach VOB) oder fünf Jahren (bei Verträgen nach BGB) Mängel heraus, hat der Kunde das Recht, Nachbesserung zu verlangen. Mit der Gewährleistungsbürgschaft – auch Mängelansprüchebürgschaft genannt – setzt Ihr Unternehmen einen solventen Dritten wie eine Bank oder einen Versicherer als Bürgen ein. Ihr Kunde erhält als Sicherheit eine Bürgschaftsurkunde. Sollte Ihr Unternehmen nun innerhalb der Gewährleistungsfrist insolvent werden, haftet der Bürge für Gewährleistungsansprüche bis in Höhe der Bürgschaft. Diese Bürgschaftsvariante kommt häufig in der Baubranche als Gewährleistungsbürgschaft nach VOB vor, doch auch andere Branchen wie der Maschinenbau oder der Landschaftsbau haben regelmäßig Bedarf für eine solche Absicherung.  

Ist die Mängelansprüchebürgschaft eine Alternative für den Sicherheitseinbehalt?

Nach dem Regelwerk VOB/B dürfen Auftraggeber rund 5 % der Auftragssumme für die Zeit der Gewährleistungspflicht einbehalten. Der Betrag soll die Kosten decken, falls der Auftragnehmer in diesem Zeitraum zahlungsunfähig wird und seinen Pflichten nicht mehr nachkommen kann. Statt des Sicherheitseinbehalts können Sie mit Ihrem Kunden die Gewährleistungsbürgschaft einer Versicherung im Vertrag vereinbaren. Ihre Vorteile:  

  • Liquidität: Ihr Unternehmen kann bei jedem Auftrag über die letzten 5 % der Auftragssumme verfügen und damit arbeiten.  
  • Flexibilität: Sie verfügen über mehr liquide Mittel, die es Ihnen möglich machen, weitere Aufträge auszuführen.
  • Kosteneinsparungen: Verfügt Ihr Unternehmen bei jedem Auftrag über die letzten 5 % der Gesamtsumme, spart es sich Zinszahlungen für anderenfalls notwendige Kredite.

Welche Voraussetzungen gibt es für eine Mängelansprüchebürgschaft? 

Damit Ihr Unternehmen eine Bürgschaft erhält, prüft der Versicherer je nach Bürgschaftshöhe die Firmenunterlagen und holt Informationen bei gängigen Wirtschaftsauskunfteien ein. Bedingung für eine Bürgschaft sind in der Regel:  

  • mittlere bis gute Bonität
  • eventuell Stellung von Sicherheiten

Vertrauen schaffen

Die Mängelansprüchebürgschaft dient nicht nur dazu, den Sicherheitseinbehalt zu umgehen. Sie ist ein Instrument, mit dem Sie Ihren Kunden Sicherheit geben. Damit schaffen Sie von Anfang an ein Vertrauensverhältnis, auf das Sie aufbauen können. Zahlreiche Unternehmer arbeiten daher regelmäßig mit Bürgschaften und bieten sie aktiv an.  

Tanja Vuksanovic, Spezialistin Kautionsversicherungen

zitat frank liepner 6

Pro und Kontra: Sollten Sie besser die Gewährleistungsbürgschaft vom Versicherer oder die einer Bank nutzen?

Entweder ist die Gewährleistungsbürgschaft eine Kautionsversicherung oder ein Bankaval, das kommt auf den Bürgen an, bei dem Sie sie abschließen: Beim Versicherer erhält Ihr Unternehmen die Bürgschaft immer als Kautionsversicherung bzw. Kreditversicherung und beim Kreditinstitut als Bankaval. Für Ihre Kunden ist der Unterschied unerheblich, da sowohl die Sicherheit als auch die Umsetzung bei beiden Varianten aus seiner Sicht gleich sind. Für Ihr Unternehmen als Schuldner ergeben sich jedoch Vor- und Nachteile:  

Gewährleistungsbürgschaft Bankaval 

Viele Unternehmer vertrauen ihrer Hausbank und schließen deshalb gerne auch dort Bürgschaften ab. Die Unterlagen für die Kreditwürdigkeitsprüfung liegen meist schon vor und die Kontaktpersonen sind bekannt. Allerdings zieht die Bank die Bürgschaftssumme von der gesamten Kreditlinie ab und dadurch verringern sich die Mittel, die ein Unternehmen für Investitionen und Aufträge einsetzen kann. Außerdem müssen Sie teils hohe Sicherheiten für die Bürgschaftssumme stellen.  

Gewährleistungsbürgschaft Kautionsversicherung 

Versicherungsunternehmen können Bürgschaften zügig und unkompliziert bearbeiten. Sicherheiten sind wenige nötig und die Bürgschaftssumme beeinflusst nicht die Kreditlinie, die Ihr Unternehmen bei Ihrer Bank besitzt. Das bringt mehr Liquidität in die Kasse und verschafft auch einen zeitlichen Vorteil.

Für Unternehmen, die häufig Bürgschaften einsetzen, ist der Bürgschaftsrahmen ein echter Trumpf. Dafür beantragen Sie einmalig eine größere Bürgschaftssumme und managen dann innerhalb dieses Rahmens selbstständig die Bürgschaften, die Sie benötigen.  

Wie ist der Ablauf einer Gewährleistungsbürgschaft?

  1. 1
    Im ersten Schritt stellt Ihr Betrieb einen Antrag auf einen Bürgschaftsrahmen oder eine Einzelbürgschaft. Je nach Ihren Bedürfnissen erhalten Sie individuell zugeschnittene Angebote auch für verschiedene Bürgschaftsarten.
  2. 2
    Nach Zusage kommt es zwischen Ihrem Unternehmen und dem Versicherungsunternehmen zu einem Vertrag, in dem die Höhe der Bürgschaft, die Kosten und eventuell auch Sicherheiten festgehalten werden.  
  3. 3
    Schließlich erhalten Sie eine Bürgschaftsurkunde, die Sie Ihrem Kunden aushändigen. 

Ein Beispiel:

Firma Meusinger erhält den Auftrag, ein Firmengebäude für 700.000 € zu errichten. Sie wendet sich für eine Gewährleistungsbürgschaft an uns und erhält die Zusage. Im Bürgschaftsvertrag vereinbaren die Firma Meusinger und ihr Versicherer die Bürgschaftssumme von 35.000 € und Bürgschaftskosten von jährlich 350 €. Bei Übergabe des Firmengebäudes händigt Firma Meusinger die Bürgschaftsurkunde in Höhe von 35.000 € aus und erhält im Gegenzug die vollständige letzte Abschlagszahlung Ihres Kunden. Nach Ablauf der vier Jahre Gewährleistungsfrist nach VOB gibt der Kunde die Bürgschaft zurück. Firma Meusinger konnte mit den 35.000 € während der gesamten vier Jahre weiter wirtschaften. Hätte sie für die Summe einen Kredit aufnehmen müssen, hätte sie bei einem Zinssatz von 7 % pro Jahr 2.450 € bezahlt.

Was deckt eine Gewährleistungsbürgschaft ab?

Für verschuldete Mängel, die nach Vertragserfüllung an einem Bau oder einer Maschine auftreten, ist in erster Linie der Hersteller oder Auftragnehmer zuständig. Er ist verpflichtet, nachzubessern. Ist er dadurch wegen Zahlungsunfähigkeit nicht mehr in der Lage, tritt der Bürge an seine Stelle und übernimmt die Kosten der Gewährleistungspflicht bis in Höhe der Bürgschaftssumme.

Welche Rolle spielen bei der Gewährleistungsbürgschaft Laufzeiten?

Sie können eine Bürgschaft grundsätzlich sowohl mit als auch ohne Enddatum erstellen lassen. Fakt ist, dass sie auch mit einer Befristung an die gesetzliche Dauer der Gewährleistungspflicht gebunden ist. Laut BGB und VOB betragen die festgelegten Verjährungsfristen für die Sachmängelhaftung vier beziehungsweise fünf Jahren. Sie beginnen mit der Übergabe des Produkts oder mit Abnahme der Leistung. Meldet der Kunde vor Ablauf dieser Frist Mängel schriftlich an, verlängert sich die Verjährung um weitere zwei Jahre, in denen der Auftragnehmer die Mängel beheben muss. Die Gewährleistungsbürgschaft besteht bis zum Ende der Verjährungsfristen. 

In welcher Höhe sollte die Mängelansprüchebürgschaft ausgestellt werden?

Da Sie Ihrem Kunden einen entsprechenden Gegenwert zum Sicherheitseinbehalt geben möchten, wird die Gewährleistungsbürgschaft Höhe in der Regel denselben Betrag ausmachen, den der Gesetzgeber dafür vorsieht – 5 % der Auftragssumme. So ist in § 17 VOB/B festgelegt, dass unter bestimmten Voraussetzungen „Sicherheit durch Einbehalt oder Hinterlegung von Geld oder durch Bürgschaft eines Kreditinstituts oder Kreditversicherers geleistet werden“ kann. In speziellen Fällen vereinbaren Auftraggeber und Auftragnehmer einen anderen Betrag schon vorab im gemeinsamen Vertrag.

Sind mit der Gewährleistungsbürgschaft Kosten verbunden? 

Bei einer Kautionsversicherung kommen auf Ihr Unternehmen Versicherungsprämien zu. Sie sind abhängig von der Laufzeit und Höhe der Bürgschaft sowie teilweise von der Bonität Ihres Unternehmens. Das können zwischen 0,75 und 2 % der Bürgschaftssumme sein, allerdings entstehen keine weiteren Gebühren für die Prüfung von Unterlagen oder die Ausstellung der Urkunden. Außerdem fallen bei der Kautionsversicherung keine Umsatz- und Versicherungssteuer auf die Beiträge an. Bei einem Bankaval hingegen müssen Sie mit Ausgaben von bis zum 5 % der Bürgschaftshöhe rechnen und weitere Gebühren sind möglich.

Wie finden bei der Gewährleistungsbürgschaft Rückgabe und eventuelle Inanspruchnahme statt?

Meldet der Auftraggeber während der Gewährleistungsfrist einen Anspruch an und Ihr Unternehmen ist insolvent, kann er sich mit seiner Bürgschaft direkt an den Bürgen wenden. Dieser muss nun für die Kosten aufkommen, die durch die Mängel entstanden sind. Allerdings nur bis zur Höhe der Bürgschaftssumme. Sobald die Verjährungszeiten abgelaufen sind oder die Inanspruchnahme des Bürgen beendet ist, endet auch die Bürgschaft. Auf Verlangen des Auftragnehmers muss der Auftraggeber die Bürgschaftsurkunde zurückschicken.

Fazit

Die Gewährleistungsbürgschaft ist eine sinnvolle Alternative zum Sicherheitseinbehalt, der vor allem in der Baubranche üblich ist. Doch auch beim Maschinen- und Anlagenbau sind Sicherheiten für die Gewährleistungsfrist gängige Praxis. Damit sichern Unternehmen Ihre Kunden gegen eine mögliche Insolvenz ab. Eine flexible und preiswerte Bürgschaftsvariante ist die Kautionsversicherung, die Sie bei einem Versicherungsunternehmen abschließen. Sie schont Ihre Kreditlinie bei Ihrer Hausbank und eignet sich in Form eines Bürgschaftsrahmens auch ideal für häufigen Bürgschaftsbedarf.  

 

Tanja Vuksanovic

Als Key Account Managerin bei der SHL Gruppe berät Tanja Vuksanovic seit vielen Jahren Unternehmen aus verschiedensten Branchen rund um das Thema Liquiditätsmanagement. Von Bedarfsanalyse, Angebotsvergleiche bis Umsetzung begleitet sie Unternehmen und verhilft mit entsprechenden Produkten und individuellen Lösungen zu mehr Liquidität und Absicherung von Aufträgen. Bürgschaften, Warenkreditversicherung und Factoring aus einer Hand.

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