Factoring für kleine Unternehmen schützt vor Einnahmeausfällen. Das sichert die Liquidität und damit den unternehmerischen Handlungsspielraum. Kleine Firmen, die vielleicht nur mit wenigen Partnern und Kunden kooperieren, geraten leicht ins Hintertreffen, wenn ihre Forderungen nicht oder nicht vollständig beglichen werden. Wann Factoring sinnvoll ist und wie es funktioniert, soll hier näher beleuchtet werden – auch auf die Vor- und Nachteile von Factoring geht der Text ein.
Factoring für kleine Unternehmen im Überblick
Was ist Factoring?
Als Factoring wird ein Verfahren bezeichnet, bei dem eine Factoringgesellschaft zwischen das Unternehmen und seine Kunden tritt. Firmen übertragen dem Factor den Einzug von Rechnungen – im Gegenzug zahlt die Factoringgesellschaft die Rechnungen unmittelbar. Es handelt sich um eine Rechnungsvorfinanzierung. Die Factoringgesellschaften sind spezialisiert auf das Eintreiben der Forderungen und lassen sich für ihre Dienste vergüten.
Obwohl Unternehmen, die den Weg über das Factoring wählen, also nicht den vollen Rechnungsbetrag erhalten, ist diese Lösung mitunter sehr gut geeignet, um Liquiditätskrisen vorzubeugen.
Der Ablauf beim Factoring hat den Vorteil, dass Rechnungen sofort und nicht erst nach Tagen oder sogar Wochen bezahlt werden:
Vorteile des Factorings für kleine Unternehmen
Große und mittelgroße Unternehmen nutzen Finanzierungen durch Forderungsverkauf schon seit langem, doch auch für Kleinunternehmen lohnt sich dieses Mittel. Denn kleinere Unternehmen, Startups und Selbstständige verfügen über ein begrenztes Budget, bei Forderungsausfällen müssen sie sich unmittelbar einschränken oder externe Finanzierungen hinzuziehen. Darunter leidet der Handlungsspielraum und die Kreditwürdigkeit, außerdem fallen für das Nachverfolgen und Anmahnen unbezahlter Rechnungen weitere Aufwände und Kosten an. In dieser Situation werden die Vorteile des Factorings sichtbar.
Factoring ist für Kleinunternehmen ein probates Mittel, um Engpässe bei der Liquidität und/oder saisonale Schwankungen bei offenen Forderungen zu vermeiden. Die rasche Begleichung der Rechnungen durch den Factoring-Partner unterstützt Firmeninhaber bei der reibungslosen Aufrechterhaltung der Abläufe für Produktion und Services.
Wann ist Factoring für kleine Unternehmen sinnvoll?
Unzureichende Liquidität
Insbesondere Kleinunternehmen müssen in der Regel knapp kalkulieren. Werden Rechnungen nicht zeitnah beglichen, fehlt das Kapital anderswo – bei den Gehältern, der Miete oder im Einkauf. Anstatt Kredite aufzunehmen, können sich Unternehmer über die Rechnungsvorfinanzierung ihre Kapitaldecke sichern.
Kapitalbedarf in der Wachstumsphase
Für eine Erweiterung des Geschäfts, die Entwicklung neuer Konzepte und die Erschließung neuer Märkte braucht es Geld. Kleine Unternehmen, die wachsen und investieren wollen, müssen zu Krediten greifen, falls Kunden nicht zügig zahlen. Dank Factoring entfällt diese Notwendigkeit, Firmen können ihre Liquidität optimieren.
Hoher Verwaltungsaufwand bei Forderungseinzug
Je mehr Rechnungen ausgestellt werden, umso höher wird der Forderungsbestand und damit auch der Aufwand. Werden die Forderungen nicht beglichen, benötigen Firmen – darunter auch Kleinunternehmen – ein funktionierendes Mahnwesen. Das kostet extra und wird durch Factoring überflüssig.
Zahlungsausfallrisiken minimieren
Kleine Unternehmen stellen nicht zwangsläufig niedrige Rechnungen – wo Spezialaufträge oder extravagante Projekte bearbeitet werden, laufen hohe Forderungen für Einzelposten und einzelne Kunden auf. Einen Ausfall kann sich das Unternehmen dann nicht leisten, da dies rasch eine ernsthafte Liquiditätskrise oder sogar Insolvenz bedeuten würde.
Mehr Liquidität mit Factoring
Kleinunternehmen sind besonders darauf angewiesen, ihre Liquidität zu schützen – dies gilt umso mehr, wenn ein gesundes Wachstum des Unternehmens angestrebt wird. Mithilfe geeigneter Finanzinstrumente können Unternehmer die eigene Liquidität stärken. Factoring sorgt für schnelle Finanzierungen, während Bürgschaftsversicherungen zahlreiche Aspekte des Geschäftsbetriebs absichern helfen.
Kritaya Moschna, Spezialistin Kautionsversicherungen
In welchen Situationen ist Factoring für Kleinunternehmen eher nicht relevant?
Es gibt viele gute Gründe und denkbare Anwendungsfälle für Factoring auch für Startups und Kleinunternehmen. Genau so gut lassen sich aber Fälle anführen, in denen die Rechnungsvorfinanzierung nicht in Frage kommt und das Factoring Nachteile hat.
Kosten-Nutzen-Ratio
Die Gebühren für das Factoring sind auf den ersten Blick recht niedrig – sie liegen bei Werten zwischen 0,5 und etwa 3 Prozent, abhängig vom Anbieter. Die Ausgabe muss sich jedoch lohnen – bei niedrigen Forderungen für einzelne Rechnungen ist das nicht der Fall.
Kleine Unternehmen mit wenigen offenen Forderungen
Auch wenn nur selten Rechnungen gestellt werden, kann es sein, dass sich der Umweg über den Factor nicht lohnt. Hier sollten Firmeninhaber den Vorteil des schnell verfügbaren Kapitals gegen die Kosten abgleichen und im Einzelfall entscheiden. Da auch das sogenannte Einzelfactoring angeboten wird, können Firmen durchaus einzelne Rechnungen an einen geeigneten Factor verkaufen.
Geringe Bonität des Unternehmens
Firmen, die ohnehin nur eine geringe Bonität aufweisen, haben in der Regel nicht nur mit Forderungsausfällen zu kämpfen. Häufig gibt es verschiedene Stellschrauben, die nachgezogen werden müssten – etwa das Geschäftsmodell, die Effizienz der internen Prozesse und mögliche Einsparungen. Factoring käme erst dann in Frage, wenn andere Bereiche bereits optimiert wurden.
Kundenbeziehungen
Unter Umständen leidet die Kundenbeziehung durch das Outsourcing der Rechnungen. Vor allem dort, wo sehr enge und persönliche Kontakte zum Kunden bestehen, wird der Umstieg auf das Factoring unter Umständen als Mangel an Vertrauen interpretiert. Darunter leidet die Beziehung zwischen Unternehmer und Kunde.
Voraussetzungen für Factoring für kleine Unternehmen
Factoringgesellschaften helfen ihren Partnern, Liquidität zu schützen – sie erheben dafür nicht nur prozentuale Gebühren, sondern stellen ihrerseits auch Anforderungen. So prüfen die Anbieter die Bonität und das Geschäftsmodell potenzieller Kooperationspartner. Die meisten Factors setzen die folgenden Punkte voraus, bevor sie Rechnungen ankaufen:
Neben den genannten Positiv-Kriterien gibt es natürlich auch Ausschlusskriterien, die Factoring für Forderungen unmöglich machen. Dies gilt vor allem für hochgradig personalisierte Angebote, die eine standardisierte Bewertung und Abwicklung unmöglich machen. Auch im B2C-Bereich betätigen sich Factoringgesellschaften eher nicht. Wo es nur um geringe Werte oder hohe Anteile an Reklamationen geht, lehnen die Anbieter ebenfalls ab.
Wünschenswert und auch mit weniger strengen Auflagen sind seitens des Factors Kooperationen mit Firmen im B2B-Sektor, die mit langfristigen Verträgen und daher kalkulierbaren Entwicklungen arbeiten. Umgekehrt ist es für Kleinunternehmer schwieriger, einen Factor für sich zu gewinnen, wenn sie in einer als risikoreich bekannten Branche tätig sind.
Fazit
Kleinunternehmer können hinsichtlich ihrer Liquidität nur selten aus dem Vollen schöpfen. Laufende Kosten müssen bedient werden, auch wenn säumige Kunden ihren Zahlungsverpflichtungen nicht umgehend nachkommen. Das belastet die Handlungsfähigkeit und behindert ein mögliches Unternehmenswachstum. Vor allem junge Unternehmen und Selbstständige sind gefährdet. Zu den Instrumenten, mit denen sich Firmeninhaber die nötigen Mittel sichern, gehört das Factoring. Durch das Übertragen der Rechnungen an den Factor werden Forderungen zuverlässig und zeitnah beglichen, eigene Ressourcen geschont und Grundlagen für das Unternehmenswachstum geschaffen. Zusammen mit Bürgschaftsversicherungen ist die Rechnungsvorfinanzierung ein Schutz, den auch Kleinunternehmer in Anspruch nehmen können.