Forderungsverkauf – Alles wichtige auf einen Blick

Bieten Sie Ihren Kunden neben der sofortigen Zahlung Ihrer Leistungen auch den Kauf auf Rechnung an, so entstehen für Ihr Unternehmen Forderungen. Diese Forderungen können Sie unter bestimmten Voraussetzungen an andere Firmen verkaufen.

Doch was bringt der Verkauf von Rechnungen für Ihr Unternehmen? An wen können Sie bestehende Forderungen verkaufen? Lohnt es sich für Ihren Betrieb, Rechnungen zu verkaufen? Auf diese Fragen – und noch einige mehr – erhalten Sie hier Antworten!

Forderungsverkauf im Überblick

  • Forderungsverkauf ist nicht gleich Forderungsabtretung
  • Grundsätzlich ist Factoring für alle Branchen interessant
  • Schnelle Liquiditätserhöhung
  • Verschiedene Anbieter auf dem Markt, die aufkaufen

Was bedeutet Forderungsverkauf?

Haben Sie als Unternehmen Ihrem Kunden das Begleichen seiner Rechnung innerhalb einer bestimmten Zahlungsfrist ermöglicht, so spricht man von einer Forderung. Die Forderung entspricht der Höhe des Rechnungsbetrages und gehört zu den Aktiva Ihrer Bilanz. Da Sie auf die Summe aber noch keinen Zugriff haben, handelt es sich bei Forderungen nicht um liquide Mittel.

Durch den Verkauf von Rechnungen bietet sich Ihnen die Möglichkeit, das zu ändern. Sie verkaufen die ausstehenden Forderungen beispielsweise an ein Factoring-Unternehmen. Dieses begleicht Ihre Forderung umgehend – abzüglich der vereinbarten Servicegebühr. Ihre Liquidität – also die flüssigen Mittel Ihres Unternehmens – erhöht sich dadurch mit sofortiger Wirkung, während der Käufer nun seinerseits die Zahlung Ihres Kunden erhält.

Beim Forderungsverkauf handelt es sich um einen Rechtskauf im Sinne des BGB § 453, der von einem entsprechenden Kaufvertrag begleitet wird.

Obwohl Sie dabei auch Ihre Forderung an Ihren Geschäftspartner abtreten – und im Gegenzug die sofortige Zahlung erhalten –, ist der Forderungsverkauf nicht mit der Forderungsabtretung zu verwechseln! Die Forderungsabtretung erfolgt zumeist an Banken oder Gläubiger, wenn vorhandene Verbindlichkeiten nicht beglichen werden können oder als Sicherheit für einen dringend notwendigen Kredit. Sie verkaufen Ihre Rechnung in diesem Falle nicht gegen einen festgelegten Kaufpreis, sondern Treten Ihre Forderung formfrei ab.

Wie funktioniert der Verkauf von Forderungen?

Der Verkauf von Rechnungen klingt nur auf den ersten Blick kompliziert. Prinzipiell handelt es sich um ein einfaches Rechtsgeschäft, das wir Ihnen gerne näher erläutern.

Rechnungen verkaufen – Schritt für Schritt

  • Sie als Verkäufer entscheiden sich für einen Käufer, der Ihre offenen Forderungen aufkaufen möchte.
  • Zwischen Ihnen und dem Käufer kommt ein Vertrag zustande. In diesem wird schriftlich festgehalten, um welche Forderungen es sich handelt, wie hoch sie sind, welchen Kaufpreis Sie im Gegenzug erhalten und zu welchem Datum der Verkauf erfolgt.
  • Außerdem wird schriftlich fixiert, dass Ihre Forderungen auf den neuen Käufer übertragen werden. Dies geschieht in Form einer Forderungsabtretungserklärung oder einer Abtretungsurkunde.
  • Die Forderungen gehen mit der Unterzeichnung beider Dokumente auf den neuen Gläubiger über. Er übernimmt damit sämtliche Rechte und Pflichten, die aus den Forderungen hervorgehen – unter anderem das Ausfallrisiko. Ihr Kunde begleicht den Rechnungsbetrag direkt an den neuen Gläubiger.
  • Sind vom Verkauf titulierte Forderungen, Grundstücke oder grundstücksgleiche Rechte betroffen, so muss der Kaufvertrag noch notariell beglaubigt werden.

Forderungsverkauf an einem Beispiel

Stefan Sportlich ist Inhaber des Onlineshops "Fit mit Stefan". "Fit mit Stefan" vertreibt Sportgeräte in Höhe von 750.000 € Jahresumsatz. Seinen Kunden gewährt Stefan ein Zahlungsziel von 30 Tagen. Um seine Liquidität zu erhöhen und den Buchhaltungsaufwand zu minimieren möchte er seine Forderungen verkaufen.

Stefan wendet sich an die SHL Gruppe, um einen seriösen und zuverlässigen Factorer zu finden. Dieser empfiehlt ihm nach individueller Beratung das Factoring-Unternehmen "Faires Factoring".

"Faires Factoring" möchte Stefans laufende Forderungen aufkaufen. Das Unternehmen bietet ihm eine Auszahlung seiner Forderungen innerhalb von 24 Stunden zu 100 %. Das Forderungsausfallrisiko und das Mahnwesen gehen komplett auf "Faires Factoring" über.

Anhand von Stefans Branche, Bonität und Forderungsbeschaffenheit legt "Faires Factoring" eine Servicegebühr von 2,3 % fest sowie einen Zinssatz – ähnlich einer Skontogewährung – von 1,9 %.

Die Zusammenarbeit mit einem Factoring-Unternehmen kann für Ihre Firma viele Vorteile mit sich bringen. Der Aufwand wird geschmälert und die Liquidität Ihres Betriebes erhöht sich. Das wiederum setzt eine Kettenreaktion von positiven Entwicklungen in Gang: Bonitätsprüfungen Ihres Unternehmens durch Wirtschaftsauskunfteien liefern bessere Ergebnisse – beispielsweise verbessert sich Ihr Creditreform Bonitätsindex. Ihr Unternehmensrating liefert unabhängig vom Anbieter vorteilhaftere Werte – wodurch Sie Ihre Chancen auf bessere Aufträge, Einkaufspreise und Kreditkonditionen steigern.

An wen kann ein Unternehmen seine Forderungen verkaufen?

Je nach Art der Forderungen, die Sie verkaufen möchten, kommen verschiedene Unternehmen als Käufer infrage.

Verkauf an Factoring Unternehmen

Ein Factoring Unternehmen kauft vor allem neue und zukünftige Forderungen auf. Meist handelt es sich dabei nicht um den Verkauf einzelner Forderungen, sondern um eine langfristige Zusammenarbeit. Factoring Unternehmen übernehmen in diesem Fall einen Teil oder die komplette Debitorenbuchhaltung und kaufen sowohl Ihre momentan offenen als auch zukünftige Rechnungen.

Forderungsverkauf an Inkasso Unternehmen

Im Gegensatz zu Factoring Unternehmen, die auf eine langfristige Zusammenarbeit und den Einkauf (fast) all Ihrer Forderungen spezialisiert sind, eignen sich Inkasso Firmen eher für den Verkauf bereits überfälliger oder titulierter Rechnungen. Aufgrund des stark erhöhten Ausfallrisikos bieten Sie den Ankauf Ihrer Forderungen nur mit deutlichem Abschlag an.

Rechnungsverkauf an Anwälte

Möchten Sie strittige Forderungen verkaufen, so kommen als Käufer meist nur spezialisierte Anwälte infrage. Diese haben das nötige Fachwissen, das Ausfallrisiko abzuschätzen und die Forderung eintreiben zu können

Forderungsabtretung an Banken oder Gläubiger

Wie bereits angesprochen handelt es sich beim Rechnungen abtreten nicht um einen Verkauf Ihrer Forderung. Vielmehr dient es als letzte Möglichkeit, überfällige Verbindlichkeiten zu begleichen oder dringend benötigte Kredite aufnehmen zu können. Als Geschäftspartner kommt hier der jeweilige Gläubiger beziehungsweise ein Kreditinstitut infrage.

Forderungsverkauf und Inkasso

Das Factoring ist mit dem Forderungsverkauf an Inkasso Unternehmen nicht vergleichbar. Factoring ist eine Geschäftsbeziehung, die Sie als Unternehmer freiwillig eingehen, um sich und Ihrer Firma Vorteile zu verschaffen. Es stärkt daher Ihr Image als finanziell gut aufgestelltes Unternehmen.

Matthias Wiegelmann, Key Account Manager

Matthias Zitat SHL Gruppe

Für welche Unternehmen ist der Verkauf von Rechnungen geeignet?

Prinzipiell ist der Verkauf von Forderungen beziehungsweise das Factoring für Unternehmen jeder Branche und Größe, die Ihren Kunden die Zahlung auf Rechnung anbieten, interessant. Ob sich das Factoring für Ihre Firma lohnt, ist von vielen verschiedenen Aspekten abhängig. Einfluss auf die Kosten haben unter anderem folgende Merkmale:

  • Forderungsalter – je neuer die Forderung, umso günstiger ihr Verkauf
  • Rechnungshöhe – je größer der Betrag, umso günstiger der Verkauf
  • Anzahl der Forderungen
  • Handelt es sich um eine Privat- oder Firmenkundenrechnung?
  • Bei B2B – Welcher Branche gehört der Schuldner an?
  • Umfang und Aktualität der Schuldnerdaten
  • Ist die Forderung bereits tituliert oder strittig?

Welche Vor- und Nachteile entstehen einem Unternehmen durch den Rechnungsverkauf?

In jedem Fall bringt der Verkauf von Rechnungen viele Vorteile mit sich. Doch es entstehen Ihrem Betrieb auch Nachteile. Hier eine kurze Übersicht der wichtigsten Pro- und Kontra-Punkte:

Pro

  • Schnelle Steigerung Ihrer Liquidität
  • Verbesserung Ihres Unternehmensratings bei Auskunfteien, somit bessere Konditionen von Investoren und Banken
  • Erhöhung der Eigenkapitalquote
  • Minimierung des Aufwandes für die Debitorenbuchhaltung
  • Übertragung des Ausfallrisikos auf den neuen Gläubiger
  • Möglichkeit des Kaufs auf Rechnung zur Neukundengewinnung

Kontra

  • Kosten für Forderungsverkauf schmälern den Gewinn
  • Höhere Gebühren für nur wenige oder überfällige Forderungen
  • Kundenkommunikation erfolgt teilweise außer Haus

Fazit

Der Verkauf von Forderungen an Inkasso-Unternehmen – oder gar Rechnungen abzutreten – dienen eher letzter Ausweg, um überfällige Forderungen einzutreiben oder die Zahlungsfähigkeit des Unternehmens zu sichern.
Das Factoring dagegen bringt neben einigen Nachteilen auch entscheidende Vorteile mit sich. Image, Liquidität und Bonität Ihres Unternehmens lassen sich durch diese Art des Forderungsverkaufs erheblich verbessern. Ob Factoring für Ihren Betrieb geeignet ist, lässt sich nur bei personalisierter Betrachtung und nach Abwegen der Vor- und Nachteile eindeutig feststellen.
Wir beraten Sie gerne individuell zum Thema Forderungsverkauf und finden die Lösung, die am besten zu Ihrem Unternehmen passt!

Matthias Wiegelmann

Matthias Wiegelmann blickt auf eine langjährige Erfahrung in der Versicherungsbranche zurück. Als Key-Account-Manager bei der SHL sind ihm die ganzheitliche Betrachtung der Kunden sowie ein intensiver Austausch besonders wichtig. Er versteht es, die individuellen Rahmenbedingungen und Herausforderungen genau zu analysieren und darauf abgestimmt, die richtige Kundenlösung zu erarbeiten. Seine Beratungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Kautionsversicherungen und Gewerbeversicherungen.

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