Versicherungsbürgschaft: Verstehen und abschließen

Eine Versicherungsbürgschaft gehört zu den etabliertesten Möglichkeiten in Deutschland, ein Schuld abzusichern. Trotzdem ist die Bürgschaftsversicherung nicht allen Unternehmen bekannt, die bei einem Begriff wie „Bürgschaft“ eher an eine Bank als Vertragspartner denken. Unser Artikel zeigt auf, wo die Vorteile der Versicherungsbürgschaft liegen und wann es lohnt, diese zur Absicherung abzuschließen.

Versicherungsbürgschaft im Überblick:

  • Drei Parteien sind beteiligt: Schuldner (z.B. Auftragnehmer), Bürge (z.B. Auftraggeber) und Gläubiger (Versicherer)
  • Sichert die Erfüllung von Vertragsverbindlichkeiten
  • Verschiedene Bürgschaftsarten, je nach Bedarf
  • Mehrere Vorteile gegenüber einer Bankbürgschaft

Was ist eine Versicherungsbürgschaft?

Eine „Bürgschaft“ bezeichnet allgemein die Absicherung einer Schuld über eine dritte Person. Geht eine natürliche oder juristische Person eine finanzielle Verpflichtung ein und benennt einen Bürgen, springt dieser für diese Verbindlichkeit ein. Ein solches Einspringen des Bürgen ist beispielsweise bei der Insolvenz eines Unternehmens bzw. der Zahlungsunfähigkeit eines privaten Kreditnehmers denkbar.

Bei einer Versicherungsbürgschaft, oft auch Bürgschaftsversicherung genannt, nimmt ein Versicherungsunternehmen die Rolle des Bürgen ein. Der angehende Schuldner schließt mit der Versicherung einen einseitig verpflichtenden Vertrag ab. Im Falle einer Zahlungsunfähigkeit übernimmt die Versicherung als Bürge gemäß Vertragsinhalt die finanziellen Leistungen, beispielsweise durch Übernahme der Restschuld oder Auszahlung eines Schadenersatzes.

Wie funktioniert eine Versicherungsbürgschaft?

Um Abschluss und Funktion der Versicherungsbürgschaft zu verdeutlichen, ein praxisnahes Beispiel: 

Ein Bauunternehmer wird mit einem größeren, gewerblichen Projekt beauftragt. Von der Phase der Ausschreibung über die Vertragserfüllung zur Fertigstellung des Projekts bis zu drohenden Mängelansprüchen Jahre nach der Fertigstellung ist der Bauunternehmer in jeder Phase verschiedenen finanziellen Risiken ausgesetzt. Muss er seinen Verpflichtungen nachkommen oder einen Schadenersatz entrichten, droht ein großer, wirtschaftlicher Schaden.

Der Bauunternehmer schließt deshalb für die einzelnen Phasen des Bauprojekts eine entsprechende Bürgschaft ab. Kommt es über die Bau- oder Gewährleistungsphase hinweg zu einer Insolvenz des Unternehmens, springt der Versicherer als Bürge für die abgesicherten Forderungen ein. Diese umfassen beispielsweise:

Jede Bürgschaftsversicherung lässt sich in einem separaten Vertrag festhalten und unterschiedlich dotieren. Schließlich bringen die einzelnen Bauphasen und Risiken drohende Ersatzleistungen in unterschiedlicher Höhe mit sich.

Welche Arten von Versicherungsbürgschaft gibt es?

Für die Baubranche haben wir einige der wichtigsten Bürgschaftsversicherungen genannt. Auch in anderen Branchen gibt es vergleichbare Bürgschaften, die sich auf einzelne Leistungen bzw. Projektphasen mit ihren jeweiligen, finanziellen Risiken beziehen lassen. Üblich ist ein Abschluss beispielsweise im Maschinen- und Anlagenbau, genauso wie die Absicherung großer Verbindlichkeiten im Handel oder bei Dienstleistern. Viele Versicherungen sind in der Lage, eine Bürgschaft zu erarbeiten, die zum individuellen Bedarf des Unternehmens und seinen Verpflichtungen passt.

Wo kann man eine Versicherungsbürgschaft abschließen?

Für den formalen Abschluss stehen Ihnen zwei Wege offen. Entweder Sie treten direkt mit einem Versicherer in Kontakt, der mit dem Angebot von Versicherungsbürgschaften wirbt. Oder Sie nutzen die Vermittlung über einen Makler, der sich neben klassischen Versicherungsverträgen auf die Vergabe von Bürgschaften spezialisiert hat. 

Die Zusammenarbeit mit einem seriösen Makler sichert Ihnen eine unabhängige Beratung und Hilfe bei der Auswahl zu. So gewinnen Sie die Gewissheit, ein starkes und zu Ihren Bedürfnissen passendes Angebot für die Versicherungsbürgschaft zu erhalten.

Achtung: Nur weil Sie mit einem Makler kooperieren, ist Ihnen noch keine unabhängige Analyse des Marktes zugesichert. Manche Makler arbeiten eng mit einzelnen Versicherungen zusammen und werden bevorzugt die entsprechenden Bürgschaften vergeben. Wählen Sie unbedingt einen Makler aus, der unabhängig ist und mit verschiedenen Gesellschaften zusammenarbeitet und Sie transparent am Angebotsvergleich teilhaben lässt. Je größer Ihr Projekt und der Finanzrahmen, umso wichtiger ist diese professionelle Herangehensweise – wir beraten Sie gerne hierzu!

Was unterscheidet eine Versicherungsbürgschaft von einer Bankbürgschaft?

Formal unterscheiden sich die Bürgschaften durch Ihren Vertragspartner. In einem Fall schließen Sie den Bürgschaftsvertrag mit einem Versicherer, im anderen Fall mit einer Bank ab. Dennoch gibt es beim Vergleich „Versicherungsbürgschaft vs Bankbürgschaft“ einige Vorteile, die für die Versicherung als Partner sprechen:

Liquiditätsschonend

Die Anforderungen an die Absicherung Ihrer Bürgschaft bei einem Versicherer sind verglichen mit einer Bank gering. Sie schonen somit als Unternehmen Ihre Liquidität.

Entlastung der bestehenden Kreditlinie bei der Bank

Der Abschluss Ihrer Versicherungsbürgschaft wird nicht auf Ihre Kreditlinie angerechnet, wie es bei der Bankbürgschaft der Fall wäre.

Geringere Sicherheiten notwendig

Eine umfassende Prüfung Ihrer Sicherheiten wie beim Vertragsabschluss bei einer Bank müssen Sie bei einer Bürgschaft durch eine Versicherung nicht fürchten.

Schnellere Abwicklung und niedriger Kosten

Auch Formal gelangen Sie mit einer Versicherung im Regelfall schneller zur gewünschten Bürgschaft. Die Konditionen fallen im Durchschnitt ebenfalls günstiger aus.

Was ist bei einer Versicherungsbürgschaft zu beachten?

Bei einem Versicherer eine Bürgschaft abzuschließen, ist mit den genannten Vorteilen ein sinnvoller Weg für viele Ihrer betrieblichen Vorhaben. Einige Grundlagen sollten Sie allerdings erfüllen, damit es zu einem reibungslosen Abschluss der Bürgschaft kommen kann:

  • Ihr Unternehmen sollte über eine gute Bonität verfügen.
  • Relevante Unterlagen (Handelsregisterauszug, Leasingangebot, etc.) sollten vorliegen.
  • Einige Werktage sollten Sie für die Bearbeitung der Bürgschaft einplanen.
  • Das abzusichernde Projekt sollte erkennbar wirtschaftlich sinnvoll sein.

Ihnen steht die Möglichkeit offen, über eine unabhängige Vorabanfrage bei einem Makler oder Versicherer diese Rahmenbedingungen prüfen zu lassen. Ist der Abschluss einer Versicherungsbürgschaft grundsätzlich denkbar, lassen Sie sich im nächsten Schritt Ihr konkretes Angebot ausarbeiten.

Fazit

Bei einem Versicherer eine Versicherungsbürgschaft abzuschließen, ist eine sinnvolle Alternative zur Bankbürgschaft mit vielen Vorteilen. Mit der Bürgschaftsversicherung bleibt Liquidität erhalten, Ihre Kreditlinie bleibt unbeeinflusst und auch der formale Abschluss gestaltet sich einfacher und stressfreier. Für die individuell beste Bürgschaftslösungen empfiehlt es sich, Beratung und Vertragsabschluss über einen unabhängigen Makler oder ähnlichen Dienstleister abzuwickeln.

Melanie Larcher

Melanie Larcher ist seit vielen Jahren bereits bei der SHL tätig. Sie berät bestehende Kunden ebenso wie potenzielle Neukunden über die verschiedenen Bürgschaftsarten und darüber, wie Unternehmen ihre Liquidität verbessern können. Da die Bonität einen entscheidenden Einflussfaktor in der Geschäftswelt darstellt, gilt es auch hier die Unternehmen aufzuklären und Tipps zur Verbesserung des Ratings zu geben.

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