Unternehmen finanzieren ohne Bank

Ein Unternehmen finanzieren, ohne eine Bank hinzuzuziehen? Diese Vorstellung ist für viele ungewohnt. Kein Wunder, denn bankähnliche Strukturen finden sich in der Menschheitsgeschichte schon seit dem zweiten Jahrtausend vor Christus. Eine funktionsfähige Wirtschaft ohne Kreditinstitute ist fast undenkbar. Doch gerade bei Kapitalbeschaffung von KMUs und Start-ups unterliegt die Wirtschaftswelt einem Wandel. Immer mehr Betriebe suchen nach Alternativen zum klassischen Bankkredit. Welche könnten das sein und wie kann Ihr Unternehmen von diesen Finanzierungsformen profitieren?

Finanzieren ohne Bank:

  • Factoring
  • Bürgschaften
  • Leasing
  • Beteiligungskapital
  • Mezzanine
  • Einkaufsfinanzierung
  • Crowdfinanzierung

Unternehmen finanzieren ohne Bank – ist das sinnvoll?

Die bankenunabhängige Unternehmensfinanzierung ist aus der Not entstanden. Start-ups und mittelständische Firmen stehen immer mehr vor der Herausforderung, die gestiegenen Erwartungen der Kreditinstitute zu erfüllen. Mit wenig Eigenkapital oder Sicherheiten ist es fast unmöglich geworden, einen Unternehmenskredit zu erhalten. Daneben gibt es die hohen Anforderungen an die Bonität. Fehlt in Folge das Kapital, bremst dies das Wachstum und so mancher Gründer fühlt sich mit seiner Idee alleingelassen. Andere seriöse Finanzierungsinstrumente treten daher an die Stelle eines Bankkredits und erleichtern die Kapitalbeschaffung für Unternehmen. Die alternative Unternehmensfinanzierung hat sich im Alltag bewährt und bietet so viele Vorteile, dass immer mehr Betriebe auf sie zurückgreifen.  

Was sind die Vorteile einer Unternehmensfinanzierung ohne Bank? 

  • Viele alternative Unternehmensfinanzierungen verzichten auf Sicherheiten. 
  • Viele alternative Unternehmensfinanzierungen verzichten auf Sicherheiten. 
  • Die Kapitalbeschaffung funktioniert deutlich schneller als beim Kreditantrag und die Kosten sind oft preiswerter.
  • Eine Mischung aus verschiedenen Finanzierungsformen hält das Unternehmen flexibel.  
  • Beteiligungen und nachrangiges Finanzierungskapital sorgen für Stabilität und verbessern die Eigenkapitalquote.  
  • Der Unternehmer erhält sich seine Unabhängigkeit von den Vorschriften eines Kreditinstituts.  

Welche Nachteile hat eine Finanzierung ohne Bank? 

  • Zinsen, Gebühren oder Gewinnbeteiligungen können die Kosten eines Bankkredits übersteigen. Das hängt von der gewählten Finanzierungsalternative ab. 
  • Bei Beteiligungen gewährt der Unternehmer Fremden Mitspracherecht. 
  • Ein Nachteil bei Leasing: Maschinen, Geräte oder Fahrzeuge gehen nicht ins Eigentum und damit auch nicht ins Anlagevermögen des Unternehmens über.
  • Die verschiedenen Finanzierungsformen sind speziell auf unterschiedliche Bereiche eines Unternehmens oder sogar auf Branchen zugeschnitten. Daher müssen Sie sich über das passende Modell informieren. Häufig ist ein Mix für eine umfangreiche Unternehmensfinanzierung notwendig.

Relevanz von Liquidität ohne Bank

Seit Jahren ist es mein Ziel als Unternehmen unabhängig von Banken zu agieren. Eine hohe Liquidität ist dafür die Voraussetzung. Hierzu verfolgen wir eine klare Strategie. Nur so können wir die Qualität liefern die von unseren Kunden erwartet und unserem Anspruch gerecht wird. Für die Umsetzung sind Monitoring und Controlling als Instrumente unumgänglich. Die Einhaltung der Zahlungsziele hat dabei oberste Priorität. Vorauszahlung oder Vorkasse ist ein wichtiger Bestandteil unserer Lieferbedingungen. 

Eine hohe Liquidität bringt viele Vorteile mit sich, unter anderem: schnell unternehmerische Entscheidungen treffen zu können. Die Möglichkeit zu haben in neue Markttrends zu investieren. Hohe Nachlässe bei Investitionen zu erzielen. Unsere Bonität und Rating zu steigern. Unsere Verpflichtungen gegenüber unseren Partnern, Mitarbeitern und sonstigen Institutionen pünktlich zu erfüllen. 

Ulrich Fischer, Geschäftsführer Pille Filmgeräteverleih GmbH

Welche Finanzierungsmöglichkeiten für Unternehmen gibt es? 

Zur Finanzierung ohne Bank gehören Dienstleistungen und Produkte von Fintechs, Versicherungen, Privatinvestoren und Finanzplattformen, die einem Unternehmen Liquidität verschaffen. Dabei entspannen sie die Kreditlinie bei der Hausbank und entlasten das Eigenkapital.  

Factoring 

Der Forderungsverkauf gehört bei vielen Firmen fest zur Unternehmensfinanzierung. Sie veräußern Ihre langfristigen Forderungen an einen Factoring-Anbieter. Er bezahlt Ihnen den Gegenwert abzüglich Gebühren sofort und kümmert sich um das gesamte Forderungsmanagement. Sie sparen sich den Aufwand von der Rechnungsstellung bis zur Eintreibung und verfügen gleich nach erbrachter Leistung über Liquidität. Der Factoring-Anbieter übernimmt sogar das Ausfallrisiko.  

Bürgschaften 

Die sogenannte Kautionsversicherung oder Bürgschaftsversicherung verwenden Sie in allen Bereichen Ihres Betriebes, in denen Sie für Leistungen, Waren oder Zahlungen Sicherheiten oder einen Vorschuss leisten müssten. Ein Versicherungsunternehmen tritt mit einer Bürgschaft als Garantie für diese Fälle ein. Dadurch müssen Sie kein Eigen- oder Fremdkapital binden, das Ihr Unternehmen dringend für andere Zwecke benötigt. Die Kautionsversicherung ersetzt also einen sonst notwendigen Kredit oder eine andere Sicherheit.  

Viele Unternehmen verwenden die Kautionsversicherung als praktische Alternative zu Mietkaution, Bankbürgschaften oder dem Kontokorrentkredit. Sie ist flexibel einsetzbar und kann passgenau zugeschnitten werden. Die Liquidität der Betriebe verbessert sich mit Bürgschaftsversicherungen spürbar. Unternehmer schätzen auch, dass die Kautionsversicherung ihren Kreditrahmen bei der Hausbank nicht tangiert. 

Leasing 

Geschäftsausstattung, Fahrzeuge, Geräte und Maschinen – heute können Betriebe viele teure Anschaffungen auslagern. Sie kaufen nicht, sondern leasen. Das Unternehmen darf die Gegenstände nutzen und bezahlt dafür eine regelmäßige Gebühr. Bei langjährigen Verträgen werden die geleasten Güter entweder von der Leasinggesellschaft in bestimmten Abständen ersetzt oder der Betrieb kaufen sie zum Restwert ab.  

Beteiligungskapital 

Von Beteiligungskapital spricht man, wenn sich ein Kapitalgeber in das Unternehmen einkauft. Er erwirbt nicht nur eine Gewinnbeteiligung, sondern auch ein Mitspracherecht. Die finanziellen Mittel, die der Investor einbringt, zählen zum Eigenkapital.  

Mezzanine

Das Mezzanine-Kapital stellt eine Mischung zwischen Eigen- und Fremdkapital dar. Stille Beteiligungen gehören genauso dazu wie zum Beispiel Wandeldarlehen. Der Investor stellt für einen bestimmten Zeitraum finanzielle Mittel zur Verfügung, die bei einem Ausfall nachrangig befriedigt werden. Er erhält für sein erhöhtes Risiko nicht nur eine Verzinsung, sondern das Unternehmen beteiligt ihn auch am Gewinn. Die Firma hingegen bucht die Finanzierung als Eigenkapital und verbessert dadurch Liquidität und Eigenkapitalquote.  

Einkaufsfinanzierung

Geldgeber bieten die Einkaufsfinanzierung oder das Finetrading an, um Liquiditätsengpässe zu verhindern. Sie kaufen für Ihr Unternehmen benötigte Waren und Güter ein und begleichen die Rechnung inklusive Skontoabzug sofort. Ihre Firma erhält die Lieferung, kann damit arbeiten und das gefertigte Produkt verkaufen. Der Finanzdienstleister gewährt Ihnen ein verlängertes Zahlungsziel. Dadurch kann Ihr Unternehmen die Rechnung bezahlen, wenn finanzielle Mittel durch den Weiterverkauf wieder vorhanden sind.  

Crowdfinanzierung

Über eine Onlineplattform sind Crowdfinanzierungen zu haben. Als Unternehmen werben Sie um Kapital von kleineren Investoren und Anlegern, die Sie von Ihrem Vorhaben überzeugen. Jeder Geldgeber entscheidet, ob ihm die Idee gefällt und wie viel er investieren möchte. Das Kapital können Sie entweder in Form von Crowdlending als Darlehen oder mittels Crowdinvesting als Beteiligungskapital beziehungsweise nachrangige Kredite erhalten. Die Hürden der Crowdfinanzierungs-Plattformen für Bonität, Eigenkapital und Sicherheiten liegen nicht so hoch wie bei einer Bank.  

Fazit

Als Unternehmer entscheiden Sie selbst, welcher Finanzierungsmix zu Ihrem Betrieb passt. Er sollte flexibles Arbeiten und Wirtschaften ermöglichen. In vielen Fällen wird dazu auch der klassische Bankkredit zählen. Trotzdem sollten Geschäftsführer, Gründer und Selbstständige die Möglichkeiten einer Finanzierung ohne Bank nicht aus den Augen verlieren. Sie sind wertvolle Hilfen, um Liquiditätsengpässe zu umschiffen und das Unternehmen auf Wachstumskurs zu führen.

Tanja Vuksanovic

Als Key Account Managerin bei der SHL Gruppe berät Tanja Vuksanovic seit vielen Jahren Unternehmen aus verschiedensten Branchen rund um das Thema Liquiditätsmanagement. Von Bedarfsanalyse, Angebotsvergleiche bis Umsetzung begleitet sie Unternehmen und verhilft mit entsprechenden Produkten und individuellen Lösungen zu mehr Liquidität und Absicherung von Aufträgen. Bürgschaften, Warenkreditversicherung und Factoring aus einer Hand.

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