Unternehmensrisiken: 6 Kategorien 

Ein Geschäftsrisiko ist für Unternehmen aller Größenordnungen nichts außergewöhnliches. Denn wer kein Risiko eingeht, entwickelt sich nicht – und verzichtet auf die Erschließung neuer Kundengruppen und Geschäftsbereiche. Unternehmensrisiken können allerdings zur Bedrohung werden, wenn keine Vorsorge getroffen wird. Denn den Eintritt eines Risikofalls kann kaum ein Unternehmer vorhersehen, die möglichen Auswirkungen allerdings durchaus. Eine Risikoanalyse trägt dazu bei, dass aus Geschäftsrisiken keine existenziellen Bedrohungen werden.  

Unternehmensrisiken im Überblick

  • Externe Risiken sind nicht direkt beeinflussbar und erfordern präventives Risikomanagement.
  • Interne Risiken entstehen innerhalb des Unternehmens und entwickeln sich oft schleichend.
  • Kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) sind aufgrund begrenzter Ressourcen und regionaler Verwurzelung stärker von Risiken betroffen als Großkonzerne.
  • Unternehmensrisiken lassen sich in 6 gängige Kategorien einteilen.
  • Ein effektives Risikomanagement ist unverzichtbar, um Unternehmensrisiken zu erkennen und zu bewältigen.
  • Gewerbeversicherungen tragen zur Senkung der Risiken bei und schützen das Unternehmen im Krisenfall.
  • Bürgschaftsversicherungen (Kautionsversicherungen) helfen, Liquiditätsrisiken zu reduzieren und geben finanziellen Spielraum.

Was sind Unternehmensrisiken?  

Unternehmensrisiken sind Faktoren, die sich auf das Geschäftsmodell eines Unternehmens erschwerend auswirken. Sie lassen sich in verschiedene Kategorien einteilen und können extern, aber auch als internes Geschäftsrisiko, vorliegen. Manche Risiken sind universal – wie Extremwetter, Pandemien, politische Unruhen. Andere sind branchenbezogen.  

Auch die Größe des Unternehmens spielt eine Rolle – denn internationale Konzerne sind durch die Verteilung über mehrere Standorte nicht überall gleichermaßen mit Risiken konfrontiert. Außerdem haben sie in der Regel die Mittel, sofort entschieden Maßnahmen zu ergreifen.  

KMU sind dagegen von Unternehmensrisiken anders betroffen. Gründer und Selbstständige sowie kleine und mittelgroße Unternehmen können nicht auf enorme Liquidität zugreifen, wenn sie mit einem Geschäftsrisiko konfrontiert sind. Mit einem einzelnen oder wenigen Standorten sind sie häufig regional sehr verwurzelt – auch was die Kunden angeht. Diese Besonderheit – eigentlich eine Stärke des Mittelstands – ist im Krisenfall eine Herausforderung. Denn Prozesse und Produktion können nicht verlegt oder ausgelagert werden.  

Ein Beispiel sind Konflikte oder Sanktionen. Ein größeres Unternehmen mit Niederlassungen in mehreren Ländern kann sich aus einem betroffenen Gebiet zurückziehen. Oft ist nur das mittlere und gehobene Management vor Ort entsandt und wird heimgeholt. Betriebsanlagen werden häufig mit einem lokalen Partner gemeinsam verwaltet - müssen sie aufgegeben werden, kann das Unternehmen sie abschreiben. 

Ein kleines Unternehmen, das sich bei seiner Wertschöpfung auf Ressourcen oder Produkte aus einem Krisengebiet verlässt, vielleicht sogar seine Marke darum herum gestaltet hat, wird in derselben Situation deutlich mehr erschüttert. Bis ein Ersatz gefunden ist, trudelt es möglicherweise in die Insolvenz. 

Umgekehrt sind große Unternehmen mit ihrem internationalen Modell schneller betroffen von Verwerfungen an den Kapitalmärkten – die wiederum einem örtlichen Kleinbetrieb mit kurzen Wertschöpfungsketten wenig anhaben können. 

Ist ein kleineres Unternehmen noch in der Auf- und Ausbauphase, wird es zudem von Geschäftsrisiken besonders schnell erschüttert. Das erklärt, dass es für KMU besonders wichtig ist, sich mit dem Thema Risiken zu befassen – bevor sie eintreten. Denn es gibt Möglichkeiten, den „Ernstfall“ zu planen und sich schon im Vorfeld kompetent beraten und absichern zu lassen.  

Welche Arten von Unternehmensrisiken gibt es?

Fachleute, die Unternehmen zu Geschäftsrisiken beraten, unterscheiden zwischen externen und internen Risiken.

Externe Risiken

Wenn von externen Risiken die Rede ist, sind Faktoren gemeint, die ihren Ausgangspunkt außerhalb des Unternehmens haben. Sie sind deshalb nicht direkt beeinflussbar – lediglich das Risikomanagement können Firmen präventiv und proaktiv planen, um die Auswirkungen zu mildern. Zu den externen Risiken gehören 

  • Naturereignisse

  • Kriminalität, insbesondere Cyberkriminalität 

  • Wirtschaftliche Verwerfungen wie die Finanzkrise 

  • Politische Verwerfungen durch Kriege, Krisen, Revolutionen oder Regimewechsel 

Interne Risiken

Interne Geschäftsrisiken haben ihren Ausgangspunkt im Unternehmen selbst. Sie lassen sich besser verhindern oder behandeln – entwickeln sich allerdings häufig schleichend und werden erst dann wahrgenommen, wenn sie bereits spürbaren Einfluss auf die Geschäftsentwicklung haben. Im Unternehmen selbst kommt es insbesondere zu Schäden durch 

  • Veraltete, schadhafte Gebäude, Produktionsmittel, Technologien 

  • Unzureichende Informationen und Sicherheitsvorkehrungen 

  • Unzureichende Liquidität und Finanzplanung 

  • Mangel an qualifizierten Mitarbeitenden 

Zwar lassen sich Risiken auch anders einteilen, etwa in operative oder strategische Risiken – doch diese sind eigentlich zurückzuführen auf eine mangelnde Planung und proaktive Verwaltung der eigenen Assets und Liquidität. Diese Unternehmensrisiken müssen nicht sein! 

6 gängigen Kategorien von Unternehmensrisiken für kleine und mittlere Unternehmen

KMU sind aufgrund ihrer Besonderheiten durch bestimmte Geschäftsrisiken stärker bedroht – sie können die Auswirkungen weniger gut auffangen und fahren ihr Geschäft anschließend langsamer wieder hoch. Als Inhaber oder Manager eines kleinen oder mittelgroßen Unternehmens sollte man die wichtigsten Kategorien von Unternehmensrisiken kennen.   

1. Finanzielle Risiken

Eine Liquiditätskrise kann verschiedene Ursachen haben. Sie wirkt sich jedoch unmittelbar auf die Handlungsfähigkeit, Kreditwürdigkeit und Reputation eines Unternehmens aus. Da besonders kleinere und mittlere Unternehmen sehr organisiert ihre Einnahmen und Ausgaben in der Waage halten müssen, führen unbehandelte Risiken dieser Art schnell in die Insolvenz. 

Beispiel: Ein eigentlich gesunder Produktionsbetrieb erleidet Ausfälle durch einen zahlungsunfähigen Kunden – und muss zugleich Kredite für ein Update seiner Technologie bedienen. Das benötigte Kapital ist in verschiedenen Verbindlichkeiten, unter anderem für Bürgschaften, festgelegt.

Bürgschaftsversicherungen helfen Liquiditätsrisiken abzuwenden

Mithilfe von Bürgschaftsversicherungen können Unternehmen ihre Finanzen entlasten und sich mehr Handlungsspielraum schaffen. Kautionsversicherungen insbesondere bei großen Bürgschaftsrahmen helfen dabei, Sicherheiten unterschiedlicher Art zu stellen – darunter Mietkautionsbürgschaften, solche auf Vertragserfüllung oder Anzahlungsbürgschaften. Geldmittel werden dabei nicht gebunden und der Kreditrahmen bei der Bank wird durch solche Bürgschaften nicht beeinträchtigt.

Kritaya Moschna, Spezialistin Kautionsversicherungen

Kritaya Zitat SHL Gruppe

2. Betriebliche Risiken 

Ausfälle in der Produktion und Unterbrechungen des Betriebs können durch Unfälle, Brände, aber auch durch Naturereignisse wie Hochwasser eintreten. Dann müssen Unternehmer nicht nur den Ausfall überbrücken, sondern auch das Geschäft wieder in Gang bringen können. 

Beispiel: Betriebe, die durch eines der jüngsten Extremwetterereignisse mit umfangreichen Schäden oder sogar Totalausfällen konfrontiert sind, haben bei angemessenem Versicherungsschutz die Möglichkeit, sich neu aufzustellen. 

3. Rechtliche Risiken 

Die Compliance ist ein Feld, das gerade für KMU mit Hürden besetzt ist. Wo es um Auflagen und Anforderungen auf nationaler oder internationaler Ebene geht, ist ein Unternehmen in der Pflicht – auch in der Haftpflicht. Auf rechtliche Veränderungen zeitnah zu reagieren, ist eine der besonderen Herausforderungen für Unternehmen. 

Beispiel: Ein Unternehmen produziert europaweit gefragte Artikel. Durch Anpassungen der EU-Vorgaben müssen Modifikationen vorgenommen und möglicherweise ausgelieferte Produkte zurückgerufen werden.  

4. Marktrisiken 

Märkte sind nicht statisch - sie verändern sich ständig. Dafür sorgen Veränderungen im Kundenverhalten, Wettbewerber, die auf den Markt drängen, disruptive Innovation. Selbst bei proaktiver Planung müssen KMU die Mittel haben, schnell auf diese Veränderungen mit eigenen Updates zu reagieren. 

Beispiel: Ein Gründer aus dem Bereich Photovoltaik ist starkem Wettbewerbsdruck durch Komponenten aus Fernost ausgesetzt. Die Erschließung zusätzlicher Geschäftsfelder aus dem Bereich der alternativen Energien kostet gute Planung – und benötigt auch Startkapital.

5. Personelle Risiken 

Der Fachkräftemangel trifft inzwischen alle Branchen – und Unternehmen werben offensiv nicht nur auf dem freien Arbeitsmarkt. Wer gerade erst die begehrten Spezialisten gesichert hat, kann sie schon bald wieder an einen Headhunter verlieren. 

Beispiel: Ein mittelgroßes Unternehmen hat sich lange Zeit um die Anwerbung externer Kompetenzen bemüht und will seine Strategie nun langfristig durch die Aus- und Weiterbildung der eigenen Beschäftigten sichern. Dazu sind Investitionen in entsprechende Maßnahmen notwendig. 

6. Technologische Risiken 

Technische Innovation birgt Risiken. Zu den größten Herausforderungen gehört Cyberkriminalität, aber auch Ausfälle der IT oder kompromittierte Daten zählen zu den großen Geschäftsrisiken. 

Beispiel: Ein kleines Unternehmen hat nicht die Zeit und die Kompetenzen, sich intensiv um eine Aktualisierung der Systeme, um Cybersicherheit und die Information und Schulung der Mitarbeiter zu bemühen. Eine Phishing-Mail, versehentlich angeklickt, kann den Betrieb in Schieflage bringen. Mit einer Versicherung gegen Cyberattacken hätte das Unternehmen auch von Prävention und Beratung profitiert.  

Wie wichtig früher unbekannte Unternehmensrisiken inzwischen geworden sind, zeigt das Risk-Barometer der Allianz – unter den Geschäftsrisiken in Deutschland für 2023 ist Cyberkriminalität inzwischen die größte Bedrohung, gefolgt von den Auswirkungen des Klimawandels. Auch gesundes Unternehmenswachstum und proaktive Planung sind kein vollständiger Schutz.

Aktuelle Risiken in 2024 und die Aussichten auf 2025 

Die Welt ist unsicherer geworden – Unternehmen müssen sich auf weitaus mehr Unwägbarkeiten einstellen. Die Ereignisse des Jahres 2024 erlauben einen Ausblick auf das kommende Jahr. Wie die Konjunktur sich entwickelt, können kleiner und mittlere Unternehmen und auch größere Firmen längst nicht mehr so verlässlich planen wie noch in den Nullerjahren. Was ist zu erwarten?

Wirtschaftliche Unsicherheit ist das neue Normal – und sie wird bleiben. Krisen und Kriege wie in der Ukraine oder in Gaza beeinträchtigen den Welthandel.

Politische Erschütterungen finden weltweit statt – vor der eigenen Haustür bei der Wahl zum Europaparlament und den resultierenden Konsequenzen für einige Mitgliedsstaaten. In der Bundesrepublik könnten die nächsten Wahlen soziale und wirtschaftliche Änderungen bedeuten, vielleicht in großem Maßstab. Ein Großereignis von globaler Bedeutung sind die US-Wahlen.

Technologische Entwicklungen greifen intensiv in die Geschäftswelt ein – etwa durch den vermehrten Einsatz von KI. Das hat nicht nur positive Auswirkungen.

KMU müssen Unternehmensrisiken besser vorbereitet gegenübertreten als Großunternehmen – denn für sie ist jedes Geschäftsrisiko eine existenzielle Frage. Die Entscheidung für einen kompetenten Partner, der dabei hilft, wichtige Bereiche des Geschäfts abzusichern, leistet einen Beitrag zum Schutz vor derartigen Risiken.

Unternehmensrisiken erkennen und managen 

Ein Risikomanagement ist für Unternehmen angesichts der nationalen und globalen Entwicklungen unverzichtbar. Innerhalb des eigenen Geschäftsumfelds können Firmenchefs die möglichen Risiken prognostizieren, ihnen eine Wahrscheinlichkeit zuweisen und ein Planspiel für den Eintritt durchführen – einschließlich der entstehenden Kosten. 

Versicherungen gehören zu den Hilfsmitteln, die kritische Geschäftsbereiche schützen und dafür sorgen, dass der Ernstfall weniger ernst stattfindet. Gegen Kriminalität, Cyberattacken und Schäden, die den Betrieb unterbrechen, können sich Unternehmen versichern – außerdem helfen Kautionsversicherungen für Bürgschaften, Liquiditätsrisiken zu senken und damit die Handlungsfähigkeit im Krisenfall zu erhalten.

Risiken messen, berechnen und bewerten

Nicht alle Risikofaktoren sind für alle Unternehmensgrößen und Branchen gleich. Doch die möglichen Geschäftsrisiken lassen sich durchaus identifizieren. Die Überlegung, was passieren könnte, muss gefolgt werden von einer detaillierteren Analyse – sie betrachtet zwei Aspekte, nämlich die Wahrscheinlichkeit des Eintritts – und das Ausmaß bzw. die Art der damit verbundenen Schäden. 

Sind diese Aspekte durchdacht, lässt es sich planen. Was bereits in Gedanken durchgespielt oder sogar in einem konkreten Notfallplan festgehalten wurde, verliert einen Teil seines Schreckens – vor allem, weil alle Beteiligten ihre Aufgaben und Verantwortlichkeiten kennen. Gewerbeversicherungen und Bürgschaftsversicherungen sind ein Teil der Planung, die aus der Analyse von Geschäftsrisiken resultieren. Kompetente Versicherer kennen die geeigneten Produkte und beraten bei der Anpassung.  

Strategiekrise

Erfolgskrise

Liquiditätskrise

Fazit

Ein gewisses Geschäftsrisiko ist normal, doch eine sich rasch und nicht immer positiv verändernde Welt bringt neue, unkalkulierbare Unternehmensrisiken mit sich. Neben der Vorsorge gegen bekannte Faktoren müssen Unternehmen nun auch für den Fall neuer, immer wichtigerer Risiken planen und dabei vor allem ihre Liquidität erhalten. Gewerbe- und Bürgschaftsversicherungen helfen dabei

Matthias Wiegelmann

Matthias Wiegelmann blickt auf eine langjährige Erfahrung in der Versicherungsbranche zurück. Als Key-Account-Manager bei der SHL sind ihm die ganzheitliche Betrachtung der Kunden sowie ein intensiver Austausch besonders wichtig. Er versteht es, die individuellen Rahmenbedingungen und Herausforderungen genau zu analysieren und darauf abgestimmt, die richtige Kundenlösung zu erarbeiten. Seine Beratungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Kautionsversicherungen und Gewerbeversicherungen.

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